Hurerei - History
#21
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Zwi Migdal und Polacas

Zwi Migdal war eine Zuhälterorganisation, deren Mitglieder Ende des 19. und Anfang
des 20. Jahrhunderts osteuropäische Jüdinnen nach Südamerika lockten, um sie dort
als Prostituierte arbeiten zu lassen. Die Organisation war vor allem in Argentinien
und Brasilien tätig. Offiziell gegründet wurde die Organisation 1906 unter dem Namen
Varsovia (Warschau).

Eine Methode zur Gewinnung neuer Prostituierter war, dass die Zuhälter sich als
wohlhabende Geschäftsleute aus Lateinamerika auf Brautschau ausgaben: in
Osteuropa hielten sie um die Hand von Mädchen und jungen Frauen an und versicherten
der Familie eine gute Zukunft für ihre Tochter. In Südamerika mussten die Mädchen
dann aber in Bordellen arbeiten.

Die Prostituierten wurden Polacas (Polinnen) genannt. Ende der 20er Jahre soll
die Organisation aus über 500 Mitgliedern bestanden und ca. 2000 Bordelle und
30.000 Frauen unter sich gehabt haben.

Nach einer Intervention des polnischen Botschafters mussten sie sich umbenennen.
Sie wählten den Namen Zwi Migdal, nach dem Gründer der Organisation.

1936 besucht der Schriftsteller Stefan Zweig Rios bekanntes Rotlicht-Viertel Mangue.
Er notierte darüber in seinem Tagebuch über das Elend dieser Frauen, aber auch, dass
jene Jüdinnen aus Osteuropa aufregende und ausgefallene Perversionen versprächen.

Die Zuhälter waren wichtige Sponsoren des jüdischen Theaters. Bei den Premieren saßen
luxuriös aufgemachte Polacas in den ersten Reihen und wurden so der potentiellen
Kundschaft präsentiert.

Die weiterhin gläubigen und frommen Prostituierten gründeten in Rio eine zweite jüdische
Gemeinde, mit eigenem Friedhof, eigener Synagoge. Dort feierten die Frauen die
jüdischen Feste, obwohl es damals noch gar keine Liturgie für Frauen gab.


Quelle: Dr. Elmar, Plagiator
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#22
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Mizzi’s Fick-Abo: 12 mal „knipsen“ für 30 Mark


[Bild: th_666858734_mizzifick_abo_123_410lo.jpg]

Mizzi's Abonnement schrieb:Mizzi

30 Mark

Sie haben bei mir abonniert

Frauentormauer 80 II

Zum knipsen!

Nicht übertragbar.

Leider keine Datierung. Sicher ist nur: es war vor 1945.

Gruß, Elmar
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#23
Ich hab mal Mizzi's Fick-Abo (siehe vorherigen Post) etwas vergrößert:

[Bild: th_016550586_mizzifick_abo2b_123_583lo.JPG]

Ist schon lustig: da hatte die Mizzi offenbar eine Knipszange und hat
damit das Abonnement Fick für Fick entwertet Smile .
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#24
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Berühmte Puffs

Das One Two Two - kurz 122 - war eines der berühmtesten Freudenhäuser
im Paris des 20. Jahrhunderts. Gegründet und geleitet wurde es von Marcel
Jamet
. Er kaufte 1924 ein bescheidenes Bordell in der Rue de Provence 122
und baute es vollständig um zu einer Kombination aus Bordell und Edel-
restaurant
. Damit hatte er eine Marktlücke entdeckt und der Puff wurde zum
florierendsten Etablissement von Paris.

Die Kellnerinnen servierten in ausgefallenen Kostümen oder auch nackt
nur mit kleiner Schürze bekleidet:

[Bild: th_052179803_122_m_123_216lo.jpg] [Bild: th_052179300_122_cuisines_123_964lo.jpg]

Man aß mit echtem Tafelsilber auf feinstem Porzellan und trank edelsten
Champagner aus Kristallgläsern. Der französische Schriftsteller Alphonse
Boudard nannte es die Comédie-Française des Beischlafs zur Entrostung
städtischer Schwänze
und schrieb:

„Prostitution in roten Sesseln. Alte Träume des antiken Griechenlands und
Skizzen von Toulouse-Lautrec…Man trug beim Besuch des Puffs selbstver-
ständlich einen dreiteiligen Anzug, einen breitkrempigen Hut und Gamaschen.
Nachmittags die genehmte Entspannung, ohne alle Umstände.“ (1)

Die Zimmer

Das erotische Angebot erstreckte sich über ein Venedig-Zimmer incl. Original-
gondel, ein nachgebautes Iglu mit Eisbärenfellen, Schlafwagen im Stile des
Orient-Expresses mit vorbeifliegenden Landschaften vor dem Fenster und
Zuggeräuschen, Schifffahrtsromantik mit eingebautem Bullauge und Rettungs-
ringen... Für die zart Besaiteten gabs Landliebe mit Jungbäuerin, frischen Eiern
und Vogelgezwitscher und für die Liebhaber etwas härterer Spiele eine Folter-
kammer mit Halseisen, Kreuz mit Lederschlaufen und Peitschen.

Auch ausgefallenere Wünsche wurden bedient. Fabienne Jamet, zweite Ehe-
frau des Bordellbetreibers, schildert ihre Erlebnisse mit Gästen in ihrer Auto-
biografie Der nächste Herr, s'il vous plaît, Erinnerungen aus dem One Two Two,
folgendermaßen:

„Der Bankier machte es sich in einem prächtigen, mit dunkelrotem Samt ausge-
schlagenen Sarg bequem. Ein von ihm bestelltes und bezahltes Orchester
(auch der Sarg ging auf seine Rechnung) spielte religiöse Lieder, während er
in seinem Sarg von sechs splitternackten Frauen umgeben, Champagner
schlürfte
. Nachdem er eine halbe Stunde vor sich hingeträumt hatte, wählte er
eine der Damen und trieb es mit ihr in der ‚Leichenhalle‘.“ (2)

[von dieser interessanten Szenerie habe ich leider kein Foto auftreiben können Heul]

Das Publikum

Innerhalb dreier Jahre war das Haus nicht nur zum berühmtesten Bordell Frank-
reichs geworden, sondern zu einem Treffpunkt von Kunst und Kultur. So gehör-
ten nicht nur die Spitzen der Pariser Gesellschaft zur Stammkundschaft, son-
dern auch international wurde das Bordell zum Begriff. Etwas salopp äußert
sich Fabienne über die Eigenheiten der Gäste aus diversen Nationen:

„Der Engländer war immer sehr, sehr weltmännisch. Ich erinnere mich an
einen, der einmal stockbesoffen war. Er hatte sich in eine der Wartekabinen im
Erdgeschoß gelegt und wollte absolut nicht mehr nach Hause gehen. „Never!“
„Aber Monsieur, Sie sind doch ein Gentleman, sie als Engländer können sich
doch nicht so aufführen!“ Das Resultat war erstaunlich. Er stand auf, verneigte
sich leicht und marschierte dann steif wie ein Zinnsoldat hinaus...
Die Amerikaner waren weniger wohlerzogen, die Russen roh und brutal, die
Deutschen ausgezeichnete Kunden, die Belgier gute Landonkel, die keine
Geschichten machten, die Italiener mit einigen Ausnahmen schäbiges Pack,
die Spanier und Südamerikaner schauderhafte Kerle.
Aber am Schlimmsten waren die Japaner. Sie kamen in Horden von zehn bis
zwölf Mann an. Nur ein Einziger ging hinauf, aber alle machten sich im Aus-
wahlsalon breit und jeder gab seinen Senf zur Auswahl des einzigen Kunden
dazu, gab Ratschläge und hatte an allem was auszusetzen. Und sie zahlten
das strikte Minimum.
Und die Franzosen? Eigentlich ganz gute Kunden, nur mußte man ihnen von
Zeit zu Zeit wegen des Trinkgeldes einen kleinen Schubs geben.“ (2)

Auch Berühmtheiten gingen ein und aus, wie der belgische König Leopold
III. oder der junge Randolph Churchill (Sohn von Winston). Ebenso vertreten
waren Stars aus Hollywood wie Marlene Dietrich, Katharine Hepburn,
Humphrey Bogart, Cary Grant und Charlie Chaplin.

Zweiter Weltkrieg

Als die Deutschen Paris besetzten, herrschte im One Two Two Hochbetrieb.
Das Nobelbordell wurde Hauptanlaufstelle der Offiziere der deutschen Wehr-
macht und die Kasse klingelte. Fabienne erinnert sich:

„Wir hatten noch nie einen derartigen Boom erlebt. Während der Luftschlacht
von London pflegten die Piloten der Bomber und Kampfflugzeuge dem „One“
vor dem Einsatz einen Besuch abzustatten… Die Nächte der Besatzungszeit
waren phantastisch!
“ (2)

Nach der Befreiung von Paris wurde Jamet von Patrioten verhaftet unter dem
Vorwurf, den Besetzern „Dienste“ geleistet zu haben. Aber es stellte sich her-
aus, dass er die ganze Zeit auch in der Resistance aktiv war. Als die britisch-
französische Gesellschaft schriftlich bestätigte, er habe den Alliierten bedeu-
tende Dienste geleistet, kam er frei. Allerdings musste er trotzdem das 122
schließen und verkaufen, als das am 13. April 1946 beschlossene Gesetz Nr.
46658 (Verbot von Bordellen) in Kraft trat. Ganz unpatriotisch äußerte sich
Fabienne Jamet:

„Heute weiß ich eins, wenn die Deutschen den Krieg gewonnen hätten, wären
unsere Bordelle noch in Betrieb.“ (2)

*****
(1) Aphonse Boudard und Romi: Das goldene Zeitalter des Bordells
(2) Fabienne Jamet: Der nächste Herr, s'il vous plaît, Erinnerungen aus
dem One Two Two


Quellen:
Text: wiki (gekürzt)
Fotos: Geschichte des „One Two Two“ (http://www.insenses.org/chimeres/lieux/one_two_two.html )
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Zwinker 
Wenn man sich heute so in den Clubs umschaut, ist das immer noch so gültig.

(30.07.2011, 20:21)Elmar2000 schrieb: ***
Das Publikum

„Der Engländer war immer sehr, sehr weltmännisch. Ich erinnere mich an
einen, der einmal stockbesoffen war. Er hatte sich in eine der Wartekabinen im
Erdgeschoß gelegt und wollte absolut nicht mehr nach Hause gehen. „Never!“
„Aber Monsieur, Sie sind doch ein Gentleman, sie als Engländer können sich
doch nicht so aufführen!“ Das Resultat war erstaunlich. Er stand auf, verneigte
sich leicht und marschierte dann steif wie ein Zinnsoldat hinaus...
Die Amerikaner waren weniger wohlerzogen, die Russen roh und brutal, die
Deutschen ausgezeichnete Kunden, die Belgier gute Landonkel, die keine
Geschichten machten, die Italiener mit einigen Ausnahmen schäbiges Pack,
die Spanier und Südamerikaner schauderhafte Kerle.
Aber am Schlimmsten waren die Japaner. Sie kamen in Horden von zehn bis
zwölf Mann an. Nur ein Einziger ging hinauf, aber alle machten sich im Aus-
wahlsalon breit und jeder gab seinen Senf zur Auswahl des einzigen Kunden
dazu, gab Ratschläge und hatte an allem was auszusetzen. Und sie zahlten
das strikte Minimum.
Und die Franzosen? Eigentlich ganz gute Kunden, nur mußte man ihnen von
Zeit zu Zeit wegen des Trinkgeldes einen kleinen Schubs geben.“ (2)



Dass ich weiß, dass Du weißt, dass ich weiß was Du weißt - Das ist Politik. Volker Pispers
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#26
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Hurerei in Marokko - um 1930

Das Rotlicht-Viertel Bousbir, etwa fünf Kilometer vom Zentrum
der marokkanischen Stadt Casablanca entfernt, wurde 1924 von
französischen Architekten erbaut. In den knapp 500 Zimmern
empfingen die Damen zwischen 1000 und 1500 Freier pro Tag.

Zwei Nutten aus Bousbir (Aufnahmen circa 1930):

[Bild: th_279142305_bousbira2_123_131lo.JPG] [Bild: th_279147522_bousbira1_123_111lo.jpg]
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(03.02.2012, 16:35)Elmar2000 schrieb: ***

Hurerei in Marokko - um 1930

Das Rotlicht-Viertel Bousbir, etwa fünf Kilometer vom Zentrum
der marokkanischen Stadt Casablanca entfernt, wurde 1924 von
französischen Architekten erbaut. In den knapp 500 Zimmern
empfingen die Damen zwischen 1000 und 1500 Freier pro Tag.

Zwei Nutten aus Bousbir (Aufnahmen circa 1930):

[Bild: th_279142305_bousbira2_123_131lo.JPG] [Bild: th_279147522_bousbira1_123_111lo.jpg]

dazu passend der Beitrag von Harry23:
(03.02.2012, 11:43)Harry23 schrieb: Früher war eben doch alles besser:

Schampusbad im Sündentempel

carolusMAGNUS Winke

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Sex in den Siebzigern

Backstage bei der Peepshow




[Bild: bdcc83e227e3a54661c9065f69681eb8_image_d...erless.jpg]
Kai Greiser

Striptease im Schaukasten: Nackte Schönheiten räkeln sich auf Drehbühnen, Männer gaffen durch die Sehschlitze anonymer Kabinen - Ende der siebziger Jahre überrollten Peepshows deutsche Innenstädte. Fotograf Kai Greiser gelang damals ein seltener Blick hinter die Kulissen des Sex-Business.

Auf Motivsuche für eine Reportage stromerte ich Anfang Januar 1979 durch das Viertel hinter dem Hamburger Hauptbahnhof. Schon damals stießen Hochkultur, Weltläufigkeit und Rotlichtmilieu an wenigen Orten so krass aufeinander wie hier, im kunterbunten Szenestadtteil St. Georg. Das Deutsche Schauspielhaus, berühmt geworden durch den Schauspieler Gustaf Gründgens, liegt hier, ebenso wie das exklusive Hotel Atlantic. Aber nur einen Steinwurf entfernt war die Drogenszene zu Hause und der illegale Straßenstrich am Hansaplatz.

Am Steindamm entdeckte ich zwischen türkischen Imbissbuden und Porno-Läden das "Tiffany", eine Peepshow. Das waren Sex-Schuppen, in denen Frauen auf einer kleinen, von Kabinen mit Sehschlitzen umgebenen Drehscheibe strippten, und nicht wie in einem Theater vor Publikum auf der Bühne. Diese Läden waren damals neu in Deutschland; die erste Peepshow Europas, in der sich Männer den Blick auf nackte Tatsachen durch Münzeinwurf erkauften, war 1976 in München eröffnet worden. Die neue Art, Sex zu vermarkten, machte rasch Schule, denn sie hatte für beide Seiten Vorteile: Anonymität für die Kunden und Sicherheit vor unerwünschten Annäherungsversuchen für die Frauen.

Aber mich interessierte nicht der Blick durch das Guckfenster, welches eine Klappe für 'ne Mark pro Minute freigab. Ich wollte lieber einen Blick hinter die Kulisse des "Tiffany" werfen, auf dessen Bühne sich zwischen morgens um halb 10 Uhr und Mitternacht nackte Frauen räkelten. Als Kind hatte ich oft Zeit in der Umkleide des Schauspielhauses gleich um die Ecke verbracht; meine Mutter, die dort als Schauspielerin und Komparsin aufgetreten war, hatte mich und meine Schwester oft mitgenommen, damit wir abends nicht immer alleine waren. Unter all den halbnackten Frauen, die in Kostüme schlüpften und sich vor den Spiegeln schminkten, hatte immer eine entspannte, lustige Atmosphäre geherrscht, in der ich mich als kleiner Junge wohlfühlte.

"Warum nicht?"

So hatte ich keine besondere Scheu, mich jetzt als Erwachsener auf eine ähnliche Situation einzulassen. Ich sprach den Geschäftsführer des "Tiffany" an und bat um seine Erlaubnis, für eine SPIEGEL-Reportage hinter den Kulissen seines Etablissements fotografieren zu dürfen. Der Zutritt zum Aufenthaltsraum, in dem die Aktricen ihre Wartezeit zwischen den fünfminütigen Kurzauftritten verbrachten, war für Männer normalerweise strikt verboten - das war ja gerade das Grundprinzip der Peepshow: dass Männer die Frauen zwar begaffen und begehren durften, aber eben nie in ihre Nähe kommen konnten. Die Scheibe blieb immer zwischen ihnen. Der junge Manager erwies sich als aufgeschlossen. "Warum nicht?", war seine Reaktion, "Wenn die Frauen damit einverstanden sind."

So stellte er mich den Tänzerinnen vor. Es waren Hausfrauen und Ex-Sekretärinnen, Zahntechnikerinnen und Studentinnen, Rechtsanwaltsgehilfinnen und Fremdsprachenkorrespondentinnen, die hier mit ihrer nackten Haut ihr Geld verdienten. Wohl, weil es keinen direkten Kontakt mit den Kunden gab, arbeiteten hier auch Frauen, die man im Sexgewerbe sonst eher nicht traf. Künstlernamen hatten sie alle: "Biene" und "Gigi" zum Beispiel, oder "Blondie" und "Lany". Und ich hatte Glück bei ihnen - die Frauen aus dem "Tiffany" hatten nichts dagegen, dass ich, der Fotograf, mich bei ihnen hinter den Kulissen aufhielt und sie ablichtete. Warum sie bei mir eine Ausnahme gemacht haben, weiß ich nicht - ich vermute, dass diese Mädchen ein durchaus feines Gespür für die Absichten von Männern hatten.

Natürlich hatten sie zunächst eine gewisse Scheu vor meiner Kamera, agierten verhalten. Ich versuchte, die Distanz abzubauen, indem ich für sie einkaufen ging und sie mittags mit Snacks aus den gegenüberliegenden Imbissen versorgte. Ein paar Tage blieb ich erst einmal nur stiller Beobachter, bis sich die Tänzerinnen an mich gewöhnten und nach und nach unbefangener wurden.

Farblich geordnete Anmache

Um die Atmosphäre nicht zu stören oder zu verfälschen, fotografierte ich ausschließlich ohne Blitz und mit hochempfindlichen Filmen. Schon nach ein paar Tagen konnte ich behutsam etwas Regie führen, sie um bestimmte Posen bitten. Auf der verspiegelten, in schummriges Rotlicht getauchten Mini-Drehbühne oder in der sogenannten Solobox, in der ein Mädchen für einen einzigen Mann tanzte, hatten die Frauen ihren Spaß. Aber im Gegensatz zum künstlichen Verführungstheater vor den Männern hinter den Gucklöchern waren sie im Hinterzimmer ganz sie selbst. Sie standen oder saßen dem Fotografen lässig und entspannt Modell, ob beim Duschen, Schminken, Telefonieren, Nähen oder Studieren.

An der Wand des Aufenthaltsraums hing ein DIN-A4-Zettel mit bunten Namen, der mich faszinierte: Hier trugen sich die Frauen nach jedem Auftritt mit ihrem Künstlernamen ein. Aus der Abfolge der Namen entstand auf dem Blatt durch den Rhythmus der fünfminütigen Auftritte ein farbenfrohes Muster, das die sexuelle Anmache geschäftlich ordnete. Es war der Ablauf der Tagesschicht, nach dem jeden Tag abgerechnet und ausgezahlt wurde. Pro Auftritt gab es fünf D-Mark, für einmal Solobox zwei Mark - plus ein etwaiges Trinkgeld, zugesteckt über die halbhohe Scheibe.

Zu meinen Fotos, die über einen Zeitraum von zwei Wochen entstanden, schrieb SPIEGEL-Autorin Ariane Barth eine lesenswerte Sozialreportage, die eigentlich als Titelgeschichte geplant war. SPIEGEL-Herausgeber Rudolf Augstein selbst bat mich in sein Büro im 13. Stock des SPIEGEL-Hochhauses, um auf dem Schirm einer Tischlampe die Farbdias für das Titelbild zu begutachten. Dann kam ein Krieg dazwischen - chinesische Truppen waren in Vietnam einmarschiert, und das Hamburger Nachrichtenmagazin titelte lieber aktuell mit "Chinas Schlag gegen Vietnam". Die Peepshow-Reportage wanderte in den hinteren Heftteil. Vier Jahre später schaffte es eines meiner Motive aus dem "Tiffany" doch noch auf den Titel, allerdings beim Konkurrenzblatt "Stern" als Symbolbild zum Erlebnisbericht einer jungen Frau, die einen Monat in einer Peepshow gearbeitet hatte.

Schon wenige Jahre später ging die kurze Karriere der Peepshows wieder zu Ende. Im Sommer 1982 urteilte das Bundesverwaltungsgericht in Berlin, die Zurschaustellung nackter weiblicher Körper in dieser Form verstoße gegen die "guten Sitten" und verletze die Würde der Frau. Zum Jahresende 1983 erhielten die Hamburger Peepshows in St. Georg und auf St. Pauli die behördliche Aufforderung, dichtzumachen. Die Frauen gingen sogar auf die Straße, um gegen die Entscheidung zu demonstrieren - ohne nachhaltigen Erfolg. Heute, im Zeitalter des Internet-Sex, sind Peepshows nur noch eine skurrile Fußnote der menschlichen Kulturgeschichte.

Quelle: spiegel.de
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#29
Hamburg um 1920

Nach dem Zweiten Weltkrieg bildeten Hamburger Huren eine Interessensgemeinschaft
inkl. einem Publikationsorgan („Der Pranger“), um sich besser gegen „Polizeischikane“
und „Ausbeutung durch Bordellwirte“ wehren zu können. Der „Hamburger Echo“
berichtet darüber am 8. Januar 1920:

„Wenn gestern ... eine Versammlung (es waren etwa 100 Vertreter von öffentlichen
Häusern anwesend) der unter ärztlicher Sittenkontrolle stehenden weiblichen Personen
stattfand, so geschah dies, um die wirtschaftliche und soziale Not der in diesem
„Beruf“ stehenden Personen zu mildern gegen die Schikanen der Polizeiorgane und die
Ausbeutung der Bordellwirte. Man stellte verschiedene Forderungen auf, wie Tarife für
das Logis bei ganzer und halber Miete, Beseitigung des Bierzwanges, Aufhebung des
Verbots zum Theaterbesuch und des Betretens gewisser Straßen, bessere
Behandlung in Krankenhäusern, u.v.m... Sofern keine Abhilfe erreicht wird, soll jeder
einzelne Fall von Schikane oder Ausbeutung in einem besonderen Organ, „Der
Pranger“ publiziert werden.“

Diese Drohung mit dem Anprangern von Mißständen im Rotlichtmilieu war dann
allerdings zuviel des Guten und so wurde „Der Pranger“ schon bald verboten. Der
„Hamburger Echo“ tituliert ihn als „Drecksfetzen“ und schreibt:

“Dieses Blatt “Der Pranger” aber hat in geradezu skandalöser Weise die betont
schmutzigsten Dinge ins Volk getragen, hat bewusst auf die niedrigsten Triebe
eingewirkt. ... Das Verbot ist ohne weiteres gerechtfertigt...“

Auch allgemein verschärfte die Obrigkeit ihr Vorgehen gegen das „Dirnenunwesen“ und
so beschlossen Hamburgs Bürgerschaft und Senat im Juni 1922 die Schließung der
Bordelle. Was aber natürlich nicht zu einem Rückgang der geächteten Prostitution
führte. Im Gegenteil, die Damen hatten nicht vor, ihrem „unsittlichen Lebenswandel“
abzuschwören. Sie störten nun eben auf andere Weise die öffentliche Ordnung (es
kam z. B. zu einem Anstieg der Straßenprostitution) und darüber hinaus wurden sie
kreativ: sie fickten nicht mehr in den Puffs sondern massierten stattdessen in
"Massagesalons" oder - noch besser - heilten die leidende Männerwelt in sogenannten
"Heilinstituten" (*).

Gruß, Elmar
______________

(*) Zum Begriff „Heilinstitut“:

In diesen Instituten wurden Männer ambulant behandelt und geheilt. Damals litten
nämlich viele Herren - wie auch heute noch - an einer speziellen Art von Verstopfung,
welche zu einem Überdruck im Schlauch führt.
Dieses Leiden verläuft zwar oft chronisch, ist aber trotzdem mit einer speziellen
Therapie behandelbar: mit dem durch rhythmische-reibende Bewegungen ausgelösten
Druckabbau.
Hierfür gab es in den besagten Instituten sogenannte Heilerinnen. Sie führten den unter
Hochdruck stehenden (!) Schlauch in eigens dafür vorgesehen Öffnungen ein, was
dann - über kurz oder lang - zu einer eruptiven Schlauchentladung und infolgedieser zur
Genesung führte.
Diese als OVA-Therapie bekannte Heilmethode wurde nicht selten durch manuelle
Techniken unterstützt bzw. ergänzt. Dann sprach man von der MOVA-Therapie.
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#30
Nachtrag zu vorherigem Bericht:

(08.04.2013, 13:51)Elmar2000 schrieb: Diese als OVA-Therapie bekannte Heilmethode...

...hat, wie fast jede gute Therapie, auch ein paar mehr oder weniger
unangenehme Nebenwirkungen wie etwa Schlauchbrennen, Sackjucken
usw. In solchen Fällen ist es angeraten, einen Arzt seines Vertrauens
aufzusuchen:

[Bild: th_427182154_zbeimArztum1925_123_833lo.JPG]

(08.04.2013, 13:51)Elmar2000 schrieb: es kam z. B. zu einem Anstieg der Straßenprostitution...

...eine kleine Bordschweinschwalbe:

[Bild: th_427181383_zStraennuttenhamburg1925_123_554lo.jpg]

(08.04.2013, 13:51)Elmar2000 schrieb: Hamburg um 1920

So sah damals die Herbertstraße aus:

[Bild: th_427183729_zhamburgsherbertstraeum1925_123_113lo.jpg]
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#31
(08.04.2013, 13:51)Elmar2000 schrieb: Nach dem Zweiten Weltkrieg bildeten Hamburger Huren eine Interessensgemeinschaft
inkl. einem Publikationsorgan („Der Pranger“)...

Na klasse. Habe das Blättchen im Internet gefunden.
Siehe hier: Der Pranger. Organ der Hamburg Altonaer Kontrollmädchen.
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(08.04.2013, 13:51)Elmar2000 schrieb: Hamburg um 1920

Nach dem Zweiten Weltkrieg bildeten Hamburger Huren etc.
berichtet darüber am 8. Januar 1920:

Das war wohl der Erste Weltkrieg gewesen
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#33
(09.04.2013, 09:41)tenderhand47 schrieb:
(08.04.2013, 13:51)Elmar2000 schrieb: Hamburg um 1920

Nach dem Zweiten Weltkrieg bildeten Hamburger Huren etc.
berichtet darüber am 8. Januar 1920:

Das war wohl der Erste Weltkrieg gewesen

Da hast du natürlich recht tenderhand47.

Sorry, aber ich verwechsle die beiden immer Wink
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Wenn man beide erlebt hat ... Big Grin
Entwickelt wurde der Sex für die Reproduktion. Aber er hat sich zum reinen Vergnügen verselbstständigt.
Christiaan Neethling Barnard
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#35
1949 - Taxi-Girls in Deutschland

Taxi-Girls kennt man heutzutage gemeinhin aus Südostasien. Sie kutschieren ihre
männliche Kundschaft mit dem (Motorrad-)Taxi von A nach B. Oder auch zu einem
Stundenhotel, um dort mit dem Fahrgast ein Nümmerchen zu schieben.

Es gab sie jedoch auch schon einmal in Deutschland; so Ende der Vierziger des
letzten Jahrhunderts. Sie fuhren zwar kein Taxi, aber sie ferkelten in den Bars der
besseren Hotels als „Tanzpartnerinnen“ für 50 Pfennig pro Foxtrott oder Walzer. Und
wenn der Herr sich großzügig zeigte, dann beherrschten die Mädels auch den
Schieber und Hopser Wink

Man sieht: damals wie heute haben diese Girls eines gemeinsam. Sie sind wie ein
Taxi: fast jeder war schon mal drin.

So ungeschminkt wollte man das seinerzeit in Deutschland allerdings nicht sehen.
Und so gab das Hotel “Europahaus” in Hannover im Jahr 1949 eine
“Gebrauchsanweisung“ zum rechten Verständnis der Taxi-Girls heraus:

Gebrauchsanweisung Europahaus schrieb:Sehr geehrter Herr!

In unserm Hause arbeiten Taxi-Girls. Damit Sie an dieser Neuheit für Hannover
keinen Anstoß nehmen und sie so aufnehmen, wie sie gemeint ist, erlauben wir uns,
hiermit eine ‚Gebrauchsanweisung‘ vorzulegen:

Die Taxi-Girls sind – durch eine farbige Seidenschleife erkenntlich – junge Damen, in
Not gekommene Künstlerinnen und Studentinnen, die sich Ihre dezente Unterhaltung
angelegen sein lassen. Sie sind dazu da, mit Ihnen zu tanzen und ein paar
unbeschwerte Stunden zu teilen. Darüber hinaus erwarten Sie bitte nichts, was sich
mit der Würde einer Frau nicht verträgt.

Warum dies alles? Um Ihnen die Möglichkeit zu geben, gelegentlich nachts
auszugehen, ohne mit der zeitbedingten gefährlichen Abseite zweifelhafter
Vergnügungen in Berührung zu kommen und sich in gediegener Gesellschaft wirklich
wohlzufühlen. Also tanzen Sie! Das Recht dazu erwerben Sie durch Kauf eines
Tanzcoupons bei dem Sie bedienenden Kellner zum Preise von DM 0,50, den Sie
bitte nach beendeter Tanzfolge Ihrer Partnerin aushändigen wollen!

Dieses Geld wird Sie nicht schmerzen, aber einem jungen Menschen die Möglichkeit
geben, zu leben und an eine bessere Zukunft zu glauben. So kann Ihre Freude und
Unterhaltung eine Wohltat sein.

Ein schönes Märchen, nicht wahr? An das aber keiner so recht glauben mochte. Der
Zeitschrift DIE ZEIT jedenfalls war völlig klar, zu welch wohligen Taten die ’Wohltäter’
aufgelegt waren:

DIE ZEIT vom 17.11.1949, Nr. 46 schrieb:Ein Wohltätigkeitsunternehmen in einer Bar? Sonderbarer Einfall! ...

Herren kommen, sie rauchen dicke Zigarren und öffnen dicke Brieftaschen, um
Scheine für teure Weine zu entnehmen, sie schieben die Gebrauchsanweisung
beiseite, sie wissen Bescheid. Was heißt „dezent“? Sie tragen neue Anzüge und neue
Schuhe, und die neuen Hüte sitzen ganz besonders auf den zurückgekämmten
Haaren. Über das Thema von der Würde einer Frau haben sie noch nicht
nachgedacht...

Honni soit qui mal y pense... die Gebrauchsanweisung regelt den Verkehr.

So mokierte sich der ZEIT-Schreiber über die „frisch nach Deutschland eingeführten“
Taxi-Girls - um anschließend, mehr den Ernst der Lage betonend, des Volkes Stimme
zu zitieren:

DIE ZEIT vom 17.11.1949, Nr. 4 schrieb:„Sie werden dem Laster in die Arme getrieben“, sagt ein alter Herr besorgt...

„Wenn unsere Luise das tut, dreh’ ich ihr gleich den Hals um, sagt mein Mann ...“
(eine Reinmachefrau)

Dem drakonischen Papa unserer armen Luise wollte sich DIE ZEIT dann aber doch
nicht anschließen. Stattdessen setzte sie auf das Prinzip Hoffnung:

DIE ZEIT vom 17.11.1949, Nr. 4 schrieb:So hart möchten wir nicht sein, aber wir hoffen, daß dieser Versuch, der immer eine
Versuchung sein wird, in sich selbst erlischt und unsere Jugend sich unerschrocken
der Zeit stellt und harte Arbeit auf sich nimmt, ehe sie sich dem Fragwürdigen
aussetzt.

Eine wahrlich probate Empfehlung: harte Arbeit für leichte Mädchen!

Nur: was machen wir LSH-ler dann mit unseren dicken Zigarren? Heul
___________

Taxi-Girls gab es schon in den 1920-ern in den USA. Sie verdienten sich ihre
Brötchen z.B. in den großen Tanzpalästen am Broadway.

[Bild: th_199159804_taxigirls_vintage_123_448lo.jpg]
(Jahrgang unbekannt)
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#36
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Anno 1501: Public-fucking mit 50 Edelnutten

Wer Bock auf Gruppen-Sex, Vögeln vor Zuschauern oder ähnliche öffentliche
Aktionen hat, der findet heutzutage in der Paysex-Szene reichlich entsprechende
Angebote.

Aber neu sind diese Lustbarkeiten nicht. Schon vor 500 Jahren fand man Gefallen
an Massenvögelei und öffentlichem Ficken. Und es gab auch schon SDLs, die man
sich für solche Aktionen ins Haus bestellen konnte. Dies belegen die detaillierten
Schilderungen über höfische Ausschweifungen und Gelage, die Johannes Burckard,
Zeremonienmeister von Alexander VI. (1), in seinem Notizbuch niedergeschrieben hat (2).
Darin findet sich auch der Bericht über die sogenannte “Kastanienorgie“ am Abend
des 31. Oktober 1501 in den Gemächern Cesare Borgias (3) im päpstlichen Palast.
Burckard notiert:

Burckards Notizbuch schrieb:Aus dem apostolischen Palast wurde ein Bordell, und ein weit schandvolleres
Bordell, als je ein öffentliches Haus sein kann.

und berichtet weiter:

Burckards Notizbuch schrieb:Einst wurde auf dem Zimmer des Herzogs von Valence (Cesare Borgia)
im apostolischen Palast eine Abendmahlzeit gegeben, bei welcher auch
50 angesehene Huren – nicht gewöhnliche, sondern solche, die man Kurtisanen
nennt - gegenwärtig waren, die nach Tische mit den Dienern und anderen
Anwesenden tanzen mussten, zuerst in ihren Kleidern, dann nackend.

Darauf wurden Leuchter mit brennenden Lichtern auf die Erde gesetzt und
zwischen denselben Kastanien hingeworfen, welche die nackten Weibsbilder, auf
allen Vieren zwischen den Leuchtern durchkriechend, mit den Lippen auflasen,
während Seine Heiligkeit Papst Alexander VI, Cesare und Lucrezia (4) zusahen.

Endlich wurden viele Kleidungsstücke für diejenigen hingelegt, die mit mehreren
dieser Lustdirnen ohne Scheu Unzucht treiben
würden... Diese schöne Szene
fiel vor an der Allerheiligen-Viglie 1501."

Eine „schöne Szene“, in der Tat. Heute würde man sagen: Das war ja ne saugeile
Orgie! Da wär ich auch gern dabei gewesen Unentschlossen .

Übrigens: wer bei der Geschichte mit den Kastanien, die von den nackten Huren „mit
den Lippen“ aufgelesen wurden, auf zweideutige Gedanken kommen sollte - der liegt
völlig richtig, wie die BILD-Zeitung bestätigt:

BILD v. 18.10.2011 schrieb:Bei einer dieser Orgien im Vatikan... wurden Kastanien ausgestreut, die nackten
Kurtisanen krochen auf dem Boden umher und hoben sie mit den Lippen auf.

Die Doppeldeutigkeit der Darstellung wirkt gewollt, denn damals zupften sich
vornehme Damen die Schamhaare aus.

Aha, so war das also: mit ihren Schamlippen haben die Mädels die Kastanien
aufgesammelt. Und das Ganze, schön sichtbar, mit Mösenglatze. Echt schick!

Durch den Anblick der nach Kastanien schnappenden Kurtisanenfotzen waren die
Herrschaften natürlich aufgegeilt. So dass man - derart angestachelt, bestens
präpariert - zum (oben bereits erwähnten) Rudelbumsen übergehen konnte. An
dessen Ende wurden die besten Rammler zu Winnern erklärt:

BILD v. 18.10.2011 schrieb:Anschließend kopulieren Gastgeber und Gäste mit den schönen Sammlerinnen,
bis der Papst die ausdauerndsten Herren mit Ehrenpreisen belohnt.

So richtig schön versaut gings also zu. Und BILD gibt uns auf die Frage „War die Zeit
wirklich so versaut?“ die beruhigende Antwort: „Nein – es war noch viel schlimmer!“


PS:
Wenn Burckard heute leben würde, dann wäre er bestimmt Berichte-Schreiber
im LSH-Forum Wink

___________________-

(1) Alexander VI. (Familienname italienisch: Rodrigo Borgia); Papst von 1492 bis 1503.
(2) Burckardus, Johannes: Liber notarum ab anno 1483 usque ad annum 1506
(Notizbuch für die Jahre 1483 bis 1506).
(3) Cesare Borgia, unehelicher Sohn von Rodrigo Borgia.
(4) Lucrezia Borgia, uneheliche Tochter von Rodrigo Borgia und seiner Geliebten Vanozza de' Cattanei.
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#37
Nachtrag zu Beitrag #36:

Beitrag #36 schrieb:So dass man... zum Rudelbumsen übergehen konnte

[Bild: th_477715649__rudelbumsen_123_113lo.JPG]
Rudelbumsen anno dunnemals

[Bild: th_647771658__gangbang_123_205lo.JPG]
Gangbang, auch damals schon beliebt
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#38
***

1905 - Meyers Großes Konversations-Lexikon zum Thema Prostitution

Das Lexikon beginnt mit einer Definition:

Meyers Lexikon schrieb:Prostitution (lat.), die von einem Weib öffentlich gewerbsmäßig betriebene
Preisgebung des eignen Körpers gegen Entgelt an jeden Beliebigen.


Im anschließenden Überblick zur Geschichte der P. kommt das Mittelalter nicht
gut weg; es wird als besonders verlottert dargestellt:

Meyers Lexikon schrieb:Überall aber bediente man sich der öffentlichen Buhlerinnen ohne Scham
und Scheu. Das Konzil zu Konstanz (1414) lockte nicht weniger als 1.500
feile [käufliche] Frauen herbei.


Es folgt ein Blick in die prostitualen Sitten anderer Länder:

Meyers Lexikon schrieb:Japan ... Sinagawa, eine Vorstadt Tokios, wird nur von Freudenmädchen
bewohnt; allein kein Schimpf ist mit dem Gewerbe verknüpft, die öffentlichen
Dirnen sind sogar sehr gesucht als Frauen und leben später in der Ehe
unbescholten.


Und dann geht es weiter mit den Ursachen der Prostitution; als da sind:

a) die „physiologische Wurzel“. In dieser Hinsicht müssen speziell wir Männer
uns an die Brust klopfen:

Meyers Lexikon schrieb:Die P. entspringt zweifellos der Nachfrage seitens des Mannes, dessen
geschlechtliches Bedürfnis sich lebhafter äußert als das des Weibes.

b) Zum Glück aber sind wir Unholde nicht die einzigen Schuldigen, denn es gibt
ja auch noch die „sozialen“ Wurzeln der Prostitution. Zu ihnen gehören z. B.

- die Ehe:

Meyers Lexikon schrieb:Neben dieser physiologischen Wurzel hat die P. aber nicht minder starke
soziale. ... Viele Ehen sind nicht derart, daß sie den Mann vom außerehelichen
geschlechtlichen Verkehr ab halten.

- und die „Not des Lebens“:

Meyers Lexikon schrieb:Die Mädchen geraten fast immer, wenigstens in den meisten Fällen, durch die
Not des Lebens, durch äußere Verhältnisse auf die schiefe Ebene...

Ein sehr großer Teil der industriellen weiblichen Arbeit wird so schlecht bezahlt,
daß bei angestrengtester Tätigkeit der Verdienst alleinstehender Mädchen nicht
ausreicht, den dürftigsten Lebensunterhalt zu bestreiten.
Nur kräftige Naturen werden in solchen Fällen der sich reichlich bietenden
Verlockung widerstehen. Kommen aber Leichtfertigkeit, Putzsucht, Genußsucht
hinzu, dann verfallen solche Mädchen sehr schnell der P.

c) Schließlich wird noch die sogenannte „Degeneration“ erwähnt:

Meyers Lexikon schrieb:Nun gibt es auch viele geistig anormale, moralisch minderwertige, zu jeder
Arbeit unbrauchbare (degenerierte) Mädchen, und diese ergeben sich ohne
weiteres und sehr früh der P. in ihrer abschreckendsten Form.

Jedoch, ganz so pauschalisierend will das Lexikon dann doch nicht sein:

Meyers Lexikon schrieb:Es wäre aber ganz falsch, wenn man alle prostituierten Mädchen als
Degenerierte bezeichnen wollte. Oft (!) genug geraten Mädchen von guter
Erziehung und guter Herkunft als Opfer raffinierter Verführung unter die
Prostituierten...

Zur großstädtischen Halbwelt gehören Frauen von hoher Intelligenz ohne jede
Spur eines geistigen Defekts.

Und was lernen wir daraus? Erstens sind schon wieder wir, die raffinierten
Verführer, schuld. Und zweitens: nicht einmal das Abitur schützt die Dame
aus gutem Hause vor einer Nuttenkarriere Lachen


Versuche zur Bekämpfung der P. gab es natürlich auch damals schon. Aber die
haben so ihre Tücken:

Meyers Lexikon schrieb:Freilich hat sich gezeigt, daß die heimliche P. ganz allgemein in umgekehrtem
Verhältnis zur öffentlichen P. steht und dort am zügellosesten herrscht, wo die
öffentliche P. unterdrückt wird.

So dass den Hurengängern - also uns Smile - die feilen Mädels wohl so schnell nicht
ausgehen werden. Wir müssen uns keine Sorgen machen, denn:

Meyers Lexikon schrieb:Völlige Unterdrückung erscheint ausgeschlossen, alle derartigen Versuche sind
mißlungen.


In diesem Sinne:

Auf gehts Jungs! Schiebt eure „physiologische Wurzel“ auch weiterhin „ohne
Scham und Scheu“ in die „öffentlichen Buhlerinnen“ Wink .
Und berichtet davon hier im Forum.

Gruß, Elmar
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Zitat:Die Gefahr lauert überall - das ist die beunruhigende Botschaft dieses Plakats, mit dem die US-Armee im Zweiten Weltkrieg ihre Soldaten vor Geschlechtskrankheiten warnte. Auch wenn die Frau adrett frisiert ist und sie scheinbar kein Wässerchen trüben kann, warnt das Poster: "Sie mag sauber aussehen - aber..."

http://einestages.spiegel.de/external/Sh.../l0/F.html

[Bild: image62qvk.jpg]

Stuart, Winke
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#40
***

Lust und Frust im Mittelalter.

So um 1100 stand man der Hurerei recht aufgeschlossen gegenüber...

Zitat:Es ist besser, zu feilen Dirnen zu gehen, als Brunst zu leiden.


... und ein Nüttchen machte das Leben lebenswert:

Zitat:Es ist kein feyner Leben auf erden, denn
gewisse zinß haben von seinem Lehen,
eyn Hürlein daneben
und unserem Herre Gott gedienet.

Auch damals also wurde Mann von der Geilheit erfasst. Nur sprach man
dann vom „rebellischen Fleisch“ und von der „Wollustbrunz“. Die dadurch
bewirkte Schwellung nannte man „Brunstrute“.

Viagra gab es allerdings noch nicht. Die Blaue wäre aber bestimmt gern
genommen worden, wie man dem Folgenden entnehmen kann:

Zitat:Hemmerlin, Kanonikus zu Zürich und Probst zu Solothurn (um 1450),
erzählt von einem Abt in Baden, der sich zur Gesellschaft zwei hübsche
Dirnen
holen ließ, und als sie nun da waren, höchst ärgerlich ausrief:

"Die verfluchten Versuchungen, gerade jetzt bleiben sie aus!" Lachen


Man sieht:
wie wir heute so kannten auch unsere Altvordern die Rebellion in der
Unterhose, vergnügten sich überdies gern mit hübschen Nutten, und
ärgerten sich, wenn die vermaledeite Brunstrute ihren Dienst versagte.

Gruß, Elmar

(Zitate aus: Otto von Corvin, Der Pfaffenspiegel)
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