20.03.2014, 23:02
Fangen wir heute mal mit den konfusesten Beiträgen an. Ich nenne das deshalb "konfus", weil hier versucht wird, das Thema Prostitution in die eigene politische Weltanschauung zu integrieren, bzw. zu instrumentalisieren, was sowohl aus anarchistischer wie aus kommunistische Sichtweise natürlich zur reinen Kapitalismuskritik verkommt. Womit ich jetzt nicht sagen möchte, das die Artikel uninteressant wären. Im Gegenteil, es sind einige spannende Sichtweisen und Argumentationsketten zu finden. Trotzdem hat man stellenweise das Gefühl, das sich da ein paar "Intellektuelle Klugscheisser" mal richtig ausgetobt haben.
Da haben wir einmal die Anarchafeministinnen (tolle Wortschöpfung, wie ich finde):
Und auf der anderen Seite haben wir "Die Linke" in NRW (bzw. LISA, die "feministischen Bundesarbeitsgemeinschaft der Frauen in und bei der Linkspartei"), die Marx und Engels strapaziert:
Da haben wir einmal die Anarchafeministinnen (tolle Wortschöpfung, wie ich finde):
SCHATTENBLICK schrieb:Französische Anarchafeministinnen gegen das System der Prostitution
... Die beteiligten französischen Anarchafeministinnen wenden sich klar gegen Gesetzesverschärfungen für Prostituierte (Abolition statt Prohibition), sie wenden sich aber ebenso prinzipiell gegen die ihrer Meinung nach im Rahmen der kapitalistischen Globalisierung zu betrachtende, legale und über Geld regulierte Prostitution.
...
Die durch die kapitalistische Globalisierung und Deregulierung profitabler und größer werdende Dimension des Frauenhandels und der Zwangsprostitution (auch hier gibt es Probleme der prozentualen Erfassung, außerdem einen großen Grau- und Übergangsbereich) führt im französischen Sprachraum zu einer rassistischen Hierarchie unter Prostituierten: Weiße Prostituierte können sich einzelnen Praktiken (u.a. Weglassen des Präservativs) verweigern, die dann in der Hierarchie weiter unten stehenden Ostasiatinnen, Osteuropäerinnen und Afrikanerinnen akzeptieren müssen.
...
Zum Schluss argumentieren die Anarchafeministinnen mit dem Sozialanarchismus Bakunins gegen Behauptungen eines Teils von Prostituierten, sie würden ihre Praxis als frei und selbstbestimmt verstehen. Mit Bakunins Postulat, ein Mensch sei nicht frei, solange andere unfrei seien, bestehen die Anarchafeministinnen darauf, eine Haltung egozentrischer Berufs- oder Interessendurchsetzung auf der Basis eines Bereichs von Personen zu kritisieren, der im System der Prostitution Gewalt erfährt oder sich selbst als unfrei empfindet.
...
Quelle: schattenblick.de
Und auf der anderen Seite haben wir "Die Linke" in NRW (bzw. LISA, die "feministischen Bundesarbeitsgemeinschaft der Frauen in und bei der Linkspartei"), die Marx und Engels strapaziert:
DIE LINKE schrieb:Prostitution – ultimative Norm entfremdeter Sexualität im neoliberalen Kapitalismus
LISA NRW Positionspapier (2.12.2013)
Marx/Engels, Manifest schrieb:„Es versteht sich übrigens von selbst,
daß mit Aufhebung der jetzigen
Produktionsverhältnisse auch (…) die
offizielle und nichtoffizielle Prostitution
verschwindet.“
... Wir sehen in der Prostitution nur einen – wenn auch sehr wichtigen – Teilbereich eines größeren Systems, einer sehr umfassenden „Sexindustrie“, zu denen die direkte Prostitution ebenso zählt wie die „sexualisierte Unterhaltung“ in ihrem Umfeld, die Pornoindustrie und der große Bereich sexualisierter Produkte in Massenmedien und Werbung.
...
Für uns als Feministinnen ist Sex nicht Trieb und Biologie, sondern immer soziales, also gesellschaftlich ausgehandeltes Verhalten. Es gibt für uns keine „natürliche“ Sexualität, sondern nur gesellschaftlich erwünschte und unerwünschte. Eine völlig „befreite“ Sexualität kann es daher nicht geben, sexuelle Wünsche finden ihre Grenze immer an den Interessen des Gegenübers oder der Allgemeinheit.
...
revolutionäre Realpolitik – auch beim Thema Prostitution:
– entschiedener Kampf gegen die Sexindustrie und ihre Propaganda
– gesellschaftliche Ächtung des Systems Prostitution; für viele von uns ist auch die Sanktionierung der Freier (skandinavisches Modell) eine Option
– umfassender Schutz aller in diesem System ausgebeuteten Menschen.
Wir werden als Frauen im System der Prostitution doppelt entfremdet: In der Arbeit und in den Geschlechterverhältnissen. Wir kämpfen mit den Prostituierten für ihre Rechte. Wir kämpfen nicht gegen sie, sondern gegen ein System, dass Menschen ausbeutet, sie in allen Bereichen zwingt, ihre Ware Arbeitskraft zu verkaufen und ihnen ihre Selbstbestimmung raubt.
...
Quelle: dielinke-nrw.de