Die Informationsflut zum Thema ist kaum mehr zu bewältigen. Deshalb hier einige - m. E. wesentliche (ich hoffe ich hab nichts Wichtiges vergessen) - Auszüge aus dem Bundeslagebild „Menschenhandel“ 2011 des Bundeskriminalamtes (BKA)
(die Bundeslagebilder 1999 - 2011 kann man hier downloaden)
Anmerkung:
Der von mir rot gefettete Satz ist nicht als Verharmlosung der Opfer mißzuverstehen. Jedes Opfer ist nämlich eines zu viel!
Die Bewertung des BKA - also des Bundeskriminalamtes - steht aber in einem auffälligen Kontrast zur aktuellen Hysterie in Sachen 'Kampf gegen die Prostitution'.
Darauf wollte ich hinweisen.
Elmar
(die Bundeslagebilder 1999 - 2011 kann man hier downloaden)
Bundeslagebericht MENSCHENHANDEL 2011 schrieb:Im Jahr 2011 wurden 482 Ermittlungsverfahren im Bereich des Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung abgeschlossen, knapp 3 % mehr als im Vorjahr. (S. 5)
2.1.2 Tatverdächtige (S. 8)
Im Jahr 2011 wurden in den polizeilich abgeschlossenen Verfahren 753 Tatverdächtige und damit knapp 3 % mehr als im Vorjahr registriert.
Pro Ermittlungsverfahren wurden durchschnittlich weniger als zwei Tatverdächtige ermittelt. Dieser Wert zeigt, dass sich die Ermittlungen überwiegend nicht gegen große Täterorganisationen gerichtet haben bzw. die im Ausland möglicherweise bestehenden Täterstrukturen nicht ermittelt werden konnten.
Deutsche Tatverdächtige umfassten den größten Anteil (28 %; Anzahl: 214), gefolgt von rumänischen (17 %; Anzahl: 125) und bulgarischen (14 %; Anzahl: 108) Tatverdächtigen...
76 % der Tatverdächtigen waren Männer.
2.1.3 Opfer (S. 9)
Im Jahr 2011 wurden 640 Opfer des Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung ermittelt, knapp 5 % mehr als im Vorjahr. Es handelte sich weit überwiegend um weibliche Opfer (94 %).
Nationalität der Opfer 2011:
- Rumänien: Anzahl 165 (25,8%)
- Deutschland: Anzahl 139 (21,7%)
- Bulgarien: Anzahl 98 (15,3%)
- Ungarn: Anzahl 56 (8,8%)
- (usw.)
Im Jahr 2011 stammte über die Hälfte (61 %) der Opfer aus osteuropäischen Staaten, vor allem aus Rumänien und Bulgarien. Ursächlich für diesen hohen Anteil könnten die erleichterten Einreise-, Aufenthalts-und Arbeitsbestimmungen für Staatsangehörige von EU-Mitgliedsstaaten sowie die in Rumänien und Bulgarien angespannte wirtschaftliche Lage sein.
Altersstruktur der Opfer ausgewählter Nationalitäten 2011 (S. 11)
Der Schwerpunkt lag mit 359 Opfern (56 %) im Segment der unter 21-Jährigen. Ursächlich für den signifikanten Anteil der unter 21-jährigen ist mit hoher Wahrscheinlichkeit der Umstand, dass diese Altersgruppe aufgrund der Strafnormierung des § 232 Absatz 1 Satz 2 StGB deutlich einfacher als Opfer von Menschenhandel identifiziert werden kann.
Anwerbung der Opfer (S. 11)
- 27 % aller 2011 ermittelten Menschenhandelsopfer gaben an, mit der Aufnahme der Prostitutionsausübung einverstanden gewesen zu sein. Dies entspricht einem deutlichen prozentualen Rückgang gegenüber dem Vorjahr (36 %).
- Weitere 39 % aller Opfer wurden unter Täuschung zur Prostitutionsausübung verleitet,
- 8 % der Opfer wurden professionell, z.B. durch angebliche Model- und Künstleragenturen oder über Inserate in Zeitungen, angeworben.
Erfahrungsgemäß wurden diejenigen Opfer, die sich mit der Prostitutionsausübung einverstanden erklärten, nicht selten über die tatsächlichen Umstände getäuscht. Vielen ausländischen Opfern wurden hohe Verdienstmöglichkeiten und damit verbunden bessere Lebensbedingungen in Aussicht gestellt. Verschwiegen wurde dabei häufig, dass zunächst ein Schuldenbetrag für Aufwendungen, wie z. B. Pass- und Visabeschaffung, Reise-, Verpflegungs- und Unterbringungskosten abzuarbeiten ist, wodurch gezielt ein Abhängigkeitsverhältnis zu den Tätern geschaffen wird. Die Opfer sehen dann keine andere Möglichkeit, als sich auf die Bedingungen einzulassen und der Prostitution nachzugehen.
Der Anteil der Opfer, die unter Gewaltanwendung zur Prostitutionsausübung gezwungen wurden, ist mit 18 % gegenüber dem Vorjahr (11 %) angestiegen.
Umstände der Prostitutionsausübung (S. 12)
Die Aufnahme oder Fortsetzung der Prostitution wurde
- in 222 Fällen durch Drohung,
- in 210 Fällen durch Gewalt,
- in 140 Fällen unter Ausnutzung der Zwangslage der Opfer,
- in 138 Fällen unter Ausnutzung der Hilflosigkeit der Opfer und
- in 125 Fällen durch List bewirkt.
(Mehrfachnennungen möglich)
3. GESAMTBEWERTUNG (S. 14)
Nach dem Rückgang der Anzahl der abgeschlossenen Ermittlungsverfahren im Vorjahr war im Jahr 2011 wieder ein (leichter) Anstieg festzustellen. Insgesamt hat sich das Bild des in Deutschland festgestellten Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung gegenüber dem Vorjahr nicht wesentlich verändert. Das von diesem Kriminalitätsbereich ausgehende Gefährdungspotenzial bleibt damit begrenzt. Mit einer kurzfristig eintretenden nachhaltigen Veränderung der Lage im Bereich des Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung ist nicht zu rechnen. ...
Anmerkung:
Der von mir rot gefettete Satz ist nicht als Verharmlosung der Opfer mißzuverstehen. Jedes Opfer ist nämlich eines zu viel!
Die Bewertung des BKA - also des Bundeskriminalamtes - steht aber in einem auffälligen Kontrast zur aktuellen Hysterie in Sachen 'Kampf gegen die Prostitution'.
Darauf wollte ich hinweisen.
Elmar