Alice Schwarzer und das Prostitutionsverbot
Erst einmal Danke für Dein Feedback, im großen und ganzen stimme ich mit Dir überein. Ein Punkt treibt mich aber noch um:

(30.11.2013, 01:21)my2cents schrieb: Sexarbeit ist mehr wie Beine breit machen ... In meinen Augen ist das Arbeit, in deren nicht. ...

Ich glaube nicht, das es den Prostitutionsgegnern um diese Aspekte beim Wort "Sexarbeit" geht (das es physisch wie psychisch hart ist, da würden sie vermutlich sogar mit uns übereinstimmen), sondern darum, das es aus ihrer Perspektive eher "Sexsklaverei" heissen müsste, schließlich unterstellen sie ja, das keine Prostituierte ihren "Job" freiwillig macht.



(30.11.2013, 01:21)my2cents schrieb: Wo ist da etwas unethisch dran wenn die Dienstleistung freiwillig erbracht wird?

Damit wären wir wieder bei der "Freiwilligkeit". Bei den kurzen Gesprächen und dem Smalltalk mit Prostituierten (überwiegend aus dem südosteuropäischen Raum) kam eigentlich immer heraus, das die Mädels es des Geldes wegen machen. Einige schicken das Geld zu ihren Familien, andere finanzieren damit ihre Ausbildung. Eine hat mir erzählt, das sie damit eine dreimonatige Arbeitslosigkeit überbrückt, und nur eine (mollige) "Hobbyhure" suchte auf diesem Weg ihren "Mann für's Leben" (und hat ihn inzwischen auch gefunden). Eine Nymphomanin, die es ausschließlich tut, weil sie Spaß daran hat, ist mir so noch nicht begegnet (oder sie war unter denen, mit denen ich nur gefickt, aber nicht gesprochen habe).

Man kann also durchaus schlussfolgern, das die meisten dieser Prostituierten diesen Job nicht machen würden, wenn sie über andere ausreichende Einnahmequellen verfügen würden. Daraus kann man jetzt ganz naiv eine Unfreiwilligkeit (also "Sklaverei") ableiten (und das Sklaverei unethisch, unmoralisch und einer modernen, aufgeklärten Gesellschaft unwürdig ist, das steht außer Frage). Auf der anderen Seite gilt diese Unfreiwilligkeit natürlich für jedes Arbeitsverhältnis: Wenn ich im Lotto gewonnen hätte würde ich meinen jetzigen Job vermutlich auch nicht mehr machen.

Die Frage, die sich mir stellt, ist: Arbeitet eine rumänische Frau, die damit ihre Familie durchbringt, hier wirklich freiwillig als Prostituierte? Freiwillig bedeutet doch, das sie sich dafür entschieden hat, genau das zu tun. Sich zu entscheiden bedeutet aber immer, das man Alternativen hat. Hat sie denn Alternativen? Wenn ich das mal auf wieder auf mich und meinen Job übertrage, dann bliebe mir natürlich als Alternative zum Job noch Hartz 4, ein Bankraub, oder ich könnte mich als Heiratsschwindler betätigen. Das sind für mich aber keine akzeptablen Alternativen, also mache ich weiter meinen Job. Aber bin ich deshalb versklavt? Nein. Aber kann man das so einfach auf Armutsprostitution übertragen, wo die Alternative im schlimmsten Fall "verhungern" wäre?

Gruß,
Wanker

DISCLAIMER: Ich habe hier bewusst und mit voller Absicht den Aspekt "Armutsprostitution" herausgestellt. Mir ist bewusst, das diese Argumentation auf keine Domina und kaum eine Escort zutrifft.
Es bedanken sich: nobby


Nachrichten in diesem Thema
RE: Alice Schwarzer und das Prostitutionsverbot - von Wanker - 01.12.2013, 00:16
RE: Nachrichten & Presse zum Thema - von birdz - 15.11.2013, 18:12
RE: Nachrichten & Presse zum Thema - von Wanker - 15.11.2013, 21:26