Hurerei - History
#24
***
Berühmte Puffs

Das One Two Two - kurz 122 - war eines der berühmtesten Freudenhäuser
im Paris des 20. Jahrhunderts. Gegründet und geleitet wurde es von Marcel
Jamet
. Er kaufte 1924 ein bescheidenes Bordell in der Rue de Provence 122
und baute es vollständig um zu einer Kombination aus Bordell und Edel-
restaurant
. Damit hatte er eine Marktlücke entdeckt und der Puff wurde zum
florierendsten Etablissement von Paris.

Die Kellnerinnen servierten in ausgefallenen Kostümen oder auch nackt
nur mit kleiner Schürze bekleidet:

[Bild: th_052179803_122_m_123_216lo.jpg] [Bild: th_052179300_122_cuisines_123_964lo.jpg]

Man aß mit echtem Tafelsilber auf feinstem Porzellan und trank edelsten
Champagner aus Kristallgläsern. Der französische Schriftsteller Alphonse
Boudard nannte es die Comédie-Française des Beischlafs zur Entrostung
städtischer Schwänze
und schrieb:

„Prostitution in roten Sesseln. Alte Träume des antiken Griechenlands und
Skizzen von Toulouse-Lautrec…Man trug beim Besuch des Puffs selbstver-
ständlich einen dreiteiligen Anzug, einen breitkrempigen Hut und Gamaschen.
Nachmittags die genehmte Entspannung, ohne alle Umstände.“ (1)

Die Zimmer

Das erotische Angebot erstreckte sich über ein Venedig-Zimmer incl. Original-
gondel, ein nachgebautes Iglu mit Eisbärenfellen, Schlafwagen im Stile des
Orient-Expresses mit vorbeifliegenden Landschaften vor dem Fenster und
Zuggeräuschen, Schifffahrtsromantik mit eingebautem Bullauge und Rettungs-
ringen... Für die zart Besaiteten gabs Landliebe mit Jungbäuerin, frischen Eiern
und Vogelgezwitscher und für die Liebhaber etwas härterer Spiele eine Folter-
kammer mit Halseisen, Kreuz mit Lederschlaufen und Peitschen.

Auch ausgefallenere Wünsche wurden bedient. Fabienne Jamet, zweite Ehe-
frau des Bordellbetreibers, schildert ihre Erlebnisse mit Gästen in ihrer Auto-
biografie Der nächste Herr, s'il vous plaît, Erinnerungen aus dem One Two Two,
folgendermaßen:

„Der Bankier machte es sich in einem prächtigen, mit dunkelrotem Samt ausge-
schlagenen Sarg bequem. Ein von ihm bestelltes und bezahltes Orchester
(auch der Sarg ging auf seine Rechnung) spielte religiöse Lieder, während er
in seinem Sarg von sechs splitternackten Frauen umgeben, Champagner
schlürfte
. Nachdem er eine halbe Stunde vor sich hingeträumt hatte, wählte er
eine der Damen und trieb es mit ihr in der ‚Leichenhalle‘.“ (2)

[von dieser interessanten Szenerie habe ich leider kein Foto auftreiben können Heul]

Das Publikum

Innerhalb dreier Jahre war das Haus nicht nur zum berühmtesten Bordell Frank-
reichs geworden, sondern zu einem Treffpunkt von Kunst und Kultur. So gehör-
ten nicht nur die Spitzen der Pariser Gesellschaft zur Stammkundschaft, son-
dern auch international wurde das Bordell zum Begriff. Etwas salopp äußert
sich Fabienne über die Eigenheiten der Gäste aus diversen Nationen:

„Der Engländer war immer sehr, sehr weltmännisch. Ich erinnere mich an
einen, der einmal stockbesoffen war. Er hatte sich in eine der Wartekabinen im
Erdgeschoß gelegt und wollte absolut nicht mehr nach Hause gehen. „Never!“
„Aber Monsieur, Sie sind doch ein Gentleman, sie als Engländer können sich
doch nicht so aufführen!“ Das Resultat war erstaunlich. Er stand auf, verneigte
sich leicht und marschierte dann steif wie ein Zinnsoldat hinaus...
Die Amerikaner waren weniger wohlerzogen, die Russen roh und brutal, die
Deutschen ausgezeichnete Kunden, die Belgier gute Landonkel, die keine
Geschichten machten, die Italiener mit einigen Ausnahmen schäbiges Pack,
die Spanier und Südamerikaner schauderhafte Kerle.
Aber am Schlimmsten waren die Japaner. Sie kamen in Horden von zehn bis
zwölf Mann an. Nur ein Einziger ging hinauf, aber alle machten sich im Aus-
wahlsalon breit und jeder gab seinen Senf zur Auswahl des einzigen Kunden
dazu, gab Ratschläge und hatte an allem was auszusetzen. Und sie zahlten
das strikte Minimum.
Und die Franzosen? Eigentlich ganz gute Kunden, nur mußte man ihnen von
Zeit zu Zeit wegen des Trinkgeldes einen kleinen Schubs geben.“ (2)

Auch Berühmtheiten gingen ein und aus, wie der belgische König Leopold
III. oder der junge Randolph Churchill (Sohn von Winston). Ebenso vertreten
waren Stars aus Hollywood wie Marlene Dietrich, Katharine Hepburn,
Humphrey Bogart, Cary Grant und Charlie Chaplin.

Zweiter Weltkrieg

Als die Deutschen Paris besetzten, herrschte im One Two Two Hochbetrieb.
Das Nobelbordell wurde Hauptanlaufstelle der Offiziere der deutschen Wehr-
macht und die Kasse klingelte. Fabienne erinnert sich:

„Wir hatten noch nie einen derartigen Boom erlebt. Während der Luftschlacht
von London pflegten die Piloten der Bomber und Kampfflugzeuge dem „One“
vor dem Einsatz einen Besuch abzustatten… Die Nächte der Besatzungszeit
waren phantastisch!
“ (2)

Nach der Befreiung von Paris wurde Jamet von Patrioten verhaftet unter dem
Vorwurf, den Besetzern „Dienste“ geleistet zu haben. Aber es stellte sich her-
aus, dass er die ganze Zeit auch in der Resistance aktiv war. Als die britisch-
französische Gesellschaft schriftlich bestätigte, er habe den Alliierten bedeu-
tende Dienste geleistet, kam er frei. Allerdings musste er trotzdem das 122
schließen und verkaufen, als das am 13. April 1946 beschlossene Gesetz Nr.
46658 (Verbot von Bordellen) in Kraft trat. Ganz unpatriotisch äußerte sich
Fabienne Jamet:

„Heute weiß ich eins, wenn die Deutschen den Krieg gewonnen hätten, wären
unsere Bordelle noch in Betrieb.“ (2)

*****
(1) Aphonse Boudard und Romi: Das goldene Zeitalter des Bordells
(2) Fabienne Jamet: Der nächste Herr, s'il vous plaît, Erinnerungen aus
dem One Two Two


Quellen:
Text: wiki (gekürzt)
Fotos: Geschichte des „One Two Two“ (http://www.insenses.org/chimeres/lieux/one_two_two.html )
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Hurerei - History - von Elmar2000 - 14.02.2011, 01:28
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