Hurerei - History
Die Frau in der Römischen Antike

Dirnen

Fünfundvierzig Bordelle gab es schätzungsweise in Rom während der späten Kaiserzeit. Die Prostituierten, die dort arbeiteten, waren meist ausländische Sklavinnen, und es gab gesonderte Märkte, auf denen sie von Zeit zu Zeit den Besitzer wechselten. Ein Verkäufer, erzählt schnippisch Martial, habe einmal eine zum Verkauf stehende Dirne an sich gezogen und mehrmals geküßt, um zu zeigen, daß sie sauber sei und um den Preis so in die Höhe zu treiben. Das Resultat war, daß das einzige bestehende Angebot zurückgezogen wurde.

Alle Prostituierten (lupae, scorta, meretrices) waren polizeilich, d.h. bei den Aedilen, die auch die Oberaufsicht über die Bordelle führten, registriert. (Übrigens heißt es in der Gründungsgeschichte Roms: Romulus und Remus waren Söhne einer Wölfin. Möglicherweise ein gewagtes Wortspiel - eine Wölfin hieß ebenfalls lupa.) Manchmal wurde diese Registrierung allerdings auch von gewöhnlichen Frauen mißbraucht; sie ließen sich dort als Prostituierte eintragen und konnten so Ehebruch begehen, ohne daß sie oder ihr Liebhaber oder Ehemann nach den Augusteischen Gesetzen bestraft werden konnten. Daß dies ohne Wissen des Ehemanns geschah, war allerdings selten. (Tiberius verschärfte die Gesetze, so daß das nicht mehr möglich war.)

Die Prostituierten pflegten sich übermäßig zu schminken und zu parfümieren; sie trugen meist eine Toga in grellen Farben. Seit C. Caligula mußten sie eine nach ihrem Einkommen bemessene Steuer an den Staat entrichten. Für ein Schäferstündchen waren zwei bis achtzehn Asse als Honorar fällig.

Die Bordelle in Rom durften nicht vor drei Uhr am Nachmittag ihre Pforten öffnen; es gab verschiedene Formen von Bordellen, so z. B. waren manche an Bäder, andere an Frisiersalons angegliedert. Daneben existierten auch selbständige Prostituierte, die sich ihre Kunden auf den Straßen (vor allem der Via Sacra), beim Circus Maximus oder in zwielichtigen Stadtvierteln suchten, um sie dann in irgendein Hotelzimmer zu dirigieren.

Im von der Lava des Vesuvs begrabenen Pompeji gab es ein Bordell, dessen einzelne Räume ungefähr 6x2m groß waren und je ein Bett von zwei Metern im Quadrat hatten. Die Räume waren schlecht beleuchtet und meist stickig und übelriechend. An der Wand sollen sich Fresken befunden haben - "obszönere Darstellungen kann man sich kaum vorstellen" meint Balsdon; ich selbst habe sie leider nicht gesehen.

Es war für junge Römer ein selbstverständlicher Teil der Erziehung, einmal ein solches Bordell zu besuchen, und man fand nichts dabei. Cato der Ältere sagte, als er einmal einen Jungen aus einem solchen Haus kommen sah: "Recht so." Als sich dieses jedoch häufig wiederholte, meinte er: "Als ich 'Recht so' sagte, meinte ich nicht, daß du dich hier zu Hause fühlen sollst!"

Cato der Ältere war es übrigens auch, der erkannte, daß Sklaven auch nur Menschen sind und ihnen deshalb auf seinen Landgütern eigene Bordelle einrichten ließ.

Spätestens jetzt drängt sich die heikle Frage nach Empfängnisverhütung und Abtreibung im alten Rom auf, und ebenso heikel ist die Antwort darauf. Es sind keine diesbezüglichen Mittel bekannt, und auch Ovid beschreibt in seinem Leitfaden für Kurtisanen (ars amandi, bes. drittes Buch) keinerlei Verhütungsmethoden. Also ist anzunehmen, daß es so etwas nicht gab. Erst Ende des vierten Jahrhunderts wurde das Aussetzen von Kindern verboten - vermutlich war dies zuvor eine vielgenutze Möglichkeit, sich ungewollter Nachkommen zu entledigen.

Ohnehin war die Kindersterblichkeit sehr hoch; von den mindestens 12 Kindern des Marc Aurel überlebten nur fünf ihren Vater, und das war keine Seltenheit.

Abtreibung war zwar damals schon möglich, aber mit vielen Risiken verbunden. Die Überlebenschance für die abtreibende Frau dürfte wohl fünfzig zu fünfzig betragen haben.

Geschlechtskrankheiten (da wir gerade bei dem Thema sind) gab es kaum; Der jüngere Plinius erzählt in einem Brief vom Selbstmord eines jungen Ehepaares (nach Ansicht heutiger Fachleute) aufgrund einer Syphilis; sonst erfahren wir nirgends von solchen Dingen.

Kurtisanen

Die Kurtisane unterschied sich von der Dirne dadurch, daß sie erstens meist von einem Mann längere Zeit (zuweilen ein halbes Leben lang) ausgehalten wurde; deshalb reichte es nicht, wenn sie ihren Liebhaber im Bett glücklich machte. Sie mußte schon auch Verstand haben und als Begleiterin auf Veranstaltungen auftreten können. Kurtisanen waren gepflegte, elegante, reizvolle - und kostspielige - Damen.

Eine Kurtisane lebte häufig mit Schwester und Mutter unter einem Dach, wobei diese nicht selten von den Einnahmen profitierten. Zuweilen kam es auch vor, daß der Liebhaber ihr eine Wohnung bezahlte, meist war dann auch ein Sklave zur Bedienung und Überwachung inbegriffen.

Dieser Beruf wurde meist von freien Römerinnen oder Freigelassenen ausgeführt; das größte Unglück für eine Kurtisane war, wenn sie sich in ihren Freier aufrichtig verliebte. Denn es war finanziell gesehen am besten, wenn der Liebhaber dauernd Angst haben mußte, ein Finanzkräftigerer könne ihm seine Geliebte wegschnappen. So kam es denn häufig vor, daß sich junge Römer nicht wegen einer politischen Karriere, sondern wegen eines Mädchens in Schulden stürzten.

Ovid warnt gesittete Hausfrauen (matronae) davor, seine ars amandi zu lesen. Täten sie es doch, seien sie selbst daran schuld, schreibt er. Und dann legt er los: Eine Kurtisane sollte sich, wollte sie Erfolg haben, gut die Zähne putzen (das Zähneputzen war damals überhaupt nicht üblich); sie sollte sich möglichst oft und lange auf der Straße zeigen. Liebesbriefe sollte sie beantworten, aber besser zu spät als zu früh. Ihren Liebhaber sollte sie necken und mit Maßen quälen. Außerdem schlägt Ovid seinen Leserinnen plausible Entschuldigungen vor, die sie vorbringen konnten, wenn sie einmal den Liebhaber versetzt hatten; "religiöse Pflichten, die zu erfüllen waren" oder das Besuchen einer kranken Freundin waren die Favoriten. Ja, er gibt sogar das Rezept für ein Schlafpulver an, mit dem man sich eines Liebhabers entledigen konnte, der einem auf die Nerven fiel.

Es steht außer Frage, daß fast jede der gesitteten Hausfrauen auch dieses Buch gelesen hat (heimlich natürlich), um zu wissen, welchen Tricks ihr Ehemann Widerstand zu leisten hatte, wollte er treu bleiben.

Vestalinnen

Den sechs Priesterinnen des Vesta-Tempels war ein hartes Los beschieden. Im zarten Alter von zehn Jahren wurden sie ihren Familien entrissen, sie konnten nun nichts mehr erben, standen aber auch nicht mehr unter des Vaters Gewalt und konnten jetzt eigenen Besitz haben.

Die Vestalinnen hatten dafür zu sorgen, daß im Vesta-Tempel niemals das Feuer ausging; außerdem waren sie bei verschiedenen Festivitäten zugegen und führten Kulthandlungen aus. Auch wurden sie zuweilen gleich einem Orakel nach der Zukunft des Staates befragt.

Sie durften sich nicht oder nur in geringstem Maße schminken oder parfümieren und hatten ihre Jungfräulichkeit mindestens bis zum vierzigsten Lebensjahr zu bewahren. (Von da ab konnten sie wieder normale Frauen werden, aber die meisten vermieden das, denn sie hätten sowieso mit vierzig keinen Mann mehr gefunden.) Wurde diese Pflicht von einer Vestalin verletzt, so mußte sie bei lebendigem Leibe begraben werden. Diese Begräbnisse kamen zwar nur selten vor, doch wenn es der Fall war, herrschte in ganz Rom Staatstrauer, und jeder verhielt sich so, als sei seine eigene Tochter soeben gestorben.

Es gab natürlich auch einige Lichtblicke im Leben der Vestalinnen. So war zum Beispiel kein Eid notwendig (ebenso wie beim Flamen Dialis, dem Jupiterpriester), wenn sie vor Gericht aussagen wollten, sie erhielten (in der Kaiserzeit) bevorzugte Plätze bei Theater und ähnlichen Veranstaltungen. Begegneten sie einem zum Tode verurteilten auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte, so konnten sie das Urteil aus freien Stücken annullieren, wenn sie beteuerten, die Begegnung sei zufällig gewesen. Schließlich durften sie von Zeit zu Zeit an außerordentlichen Festessen teilnehmen. Dreißig Gänge waren keine Seltenheit, Austern und Spargel selbstverständlich inklusive.

Neben den Vestalinnen gab es natürlich auch andere im Kultdienst beschäftigte Frauen, so zum Beispiel die Frauen der Inhaber der vier höchsten Priesterämter, die dann automatisch Priesterinnen waren. Über ihre Rechte und Pflichten ließ sich allerdings keine Information auftreiben.

Quelle: http://www.remote.org/frederik/projects/...#exception
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Hurerei - History - von Elmar2000 - 14.02.2011, 01:28
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