11.06.2024, 17:11
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Als ich um kurz nach halb zwei Uhr auf der Odeonstraße stand und auf die Kurt-Schumacher-Straße einbiegen wollte, entdeckte ich eine Frau auf dem gegenüberliegenden Gehweg, die sich mir zuwandte und mich auffordernd anschaute. Vermutlich eine SDL, aber ganz sicher war ich mir nicht.
Bei meiner nächsten Runde um 1:41 Uhr befand sie sich auf der Kanalstraße und beugte sich in die Beifahrerseite eines Autos, das in der Parkbucht vor der Hannoversche Volksbank stand. Dann überquerte sie die Straße und stellte sich auf den Bürgersteig. Ich hielt an und senkte das Fenster.
Sie: „Hallo!“
Ich: „Hallo!“
Stille. Ich schaute sie fragend an, aber sie sagte nichts.
Ich: „Wie viel kostet es?“
Sie: „Verkehr?“
Ich verzog keine Miene.
Sie: „Blasen?“
Ich nickte.
Sie: „20 Euro!“
Ich: „Wie heißt du?“
Sie: „Kati.“
Sie setzte ein Geschäftslächeln auf. Ich musterte sie. Sie hatte mittelgroße Augen und glatte blonde Haare bis zu den Schultern. Einen Akzent oder Dialekt konnte ich nicht ausmachen. Schaute sie etwas gequält aus der Wäsche? Da bin ich mir nicht sicher. Allerdings hatte sie relativ langsam und behäbig die Straße überquert. Diese Tatsache auf ihr Übergewicht oder ihr Alter zurückzuführen ergab keinen Sinn, da sie nicht fettleibig war und ich sie auf Ende zwanzig schätze. Vermutlich war sie geh- und stehbehindert aus einem anderen Grund. , der Funke sprang nicht über.
Ich bedankte mich, fuhr weiter und stellte mein Auto auf die Kurt-Schumacher-Straße gegenüber der Hannoversche Volksbank.
Kurze Zeit später ging eine ganz in schwarz gekleidete Dame schnellen Schrittes die Kanalstraße hinunter. Sie kam schnurstracks und zielstrebig auf mich zu. Kennen wir uns etwa? Sie lief auf die Fahrerseite zu, dann um die Motorhaube herum, und kam vor der Tür der Beifahrerseite zum Stehen. Schließlich beugte sie sich herab. Ich reagierte nicht. Sie klopfte an die Scheibe und gab mir zu verstehen, dass ich das Fenster senken sollte. Ich tat, wie mir befohlen.
Sie: „Hi. Es ist so kalt draußen. Kann ich einsteigen?“
Ich schaute auf die Anzeige in der Mittelkonsole. Das Display zeigte 10 °C an. Ich sagte nichts.
Sie: „Hast du Lust?“
Ich: „Nein.“
Sie streckte ihre Hand ins Auto und wollte, dass ich ihr meine Hand gebe. Dem Wunsch entsprach ich.
Sie: „Wow. Deine Hände sind warm und so weich.“
Sie hatte recht. Ihre Hand war ebenfalls warm, etwas rau und weich. Sie fing an, meine Hand und den dazugehörigen Unterarm zu streicheln.
Sie: „30 Euro.“
Sie: „Wenn du keine Lust hast, werde ich dafür sorgen, dass du Lust verspüren wirst!“
Ich musterte sie. Sie hatte mittelgroße braune Augen und lange, wellige, schwarze Haare, die denen von Rosita so ähnlich waren, dass ich für einen Moment dachte, es wäre Rosi. Ihre Haut im Gesicht war etwas gegerbt, das war bei Rosita nicht der Fall. Sie trug eine schwarze Cargohose, ein schwarzes Oberteil und eine schwarze Stoffjacke.
Durch das ganze Händchenhalten mit dem dazugehörigen Streicheln des Unterarms wachte mein Lümmel auf und regte sich etwas. Der Funke fing an, überzuspringen. Sie war schon charmant!
Ich: „Wie heißt du?“
Sie: „Lara.“
Sie sagte noch ein paar Sätze, die ich allerdings nicht mehr wortwörtlich wiedergeben kann. Letztendlich siegte der Fluchtreflex über meine Geilheit wegen der von ihr angewandten aggressiven Verkaufstaktik.
Ich: „Ich habe keine Lust. Tut mir leid.“
Sie schaute leicht beleidigt, und setzte an, noch etwas zu sagen, entschied sich aber dagegen. Dann richtete sie sich auf, drehte sich weg und ging wieder Richtung Volksbank.
Sie: „Bella ciao.“
Über dieses Lied war neulich ein Artikel in der taz.
Ich fuhr nach Hause. Als ich an einer roten Ampel hielt, entdeckte ich lauter Fingerabdrücke auf der Scheibe der Beifahrertür. Ich hatte das Auto gerade für 15 Euro durch die Waschstraße gefahren und picobello ausgesaugt. Murphys Gesetz.