06.05.2024, 22:44
School of Love
Im Dezember kurz vor Weihnachten spazierte ich mal wieder durch die Brunnenstrasse.
Es war neblig, so kalt dass gewisse Körperteile auf minimum geschrumpft waren
und alles sah wie ausgestorben aus. Eine Mülltüte flatterte an mir vorbei. Es lag nahe,
schnell irgendwo das warme zu suchen, aber in eins der Häuser in der Brunnenstrasse
wollte ich nicht gehen, wow, neee, das auf keinem Fall. Das ist doch mega tot hier, dachte ich.
Ich ging in Gadanken die letzten Jahre (Jahrzehnte?) durch, ob es je besser war hier,
"hmm eigentlich nicht, oder?"
Diese düsteren Gedanken vor mir herschiebend, wurde ich plötzlich von einem Typ angesprochen
ein junger Franzose, wie es sich herausstellte. Und wie es sich herausstellte, wollte er
wissen, "wie es hier so läuft"
Ich war schon dabei zu sagen, vergiss es, Junge geh nach Hause (immer die fliegende Mülltüte vorbeifliegend
im Blick, "renn so schnell du kannst"), doch etwas war an seinen Fragen und seinem Blick, dass mir verriet, dass er
er wirklich Bedarf hatte. Dass er SOWAS NOCH NIE GEMACHT HATTE.
"Wieviel muss ich zahlen?"
"Zahle ich vorher oder nachher"
"Wie spreche ich eine Frau an? Muss ich einen Termin machen?"
"Welche Frau ist gut?"
"Wo ist hier ein Geldautomat?"
etc...
und alles auf Englisch
Auweia, dachte ich. Auweia.
Irgendein väterlicher Instinkt und die prinzipielle Liebe zur Menschheit wurde wohl in mir wach
und ich beschloss, dem armen Tropf bei seinen ersten Gehversuchen mal etwas zu helfen.
Wir fingen als erstes mit dem Geldautomaten an. Ich führte ihn zielsicher dahin, und wir
hoben beide ab ,ich 100, er 50. (Ich erklärte ihm, was die Preise hier sind, dass man
lieber mal mindestens 80 mitnehmen sollte, aber schon hier war er bockig und machte das erste falsch)
Na gut, egal, junger Padavan aller anfang ist schwer, weiter im Text.
Du kannst die Frauen einfach an der Tür ansprechen. OK? Zahlen musst schon vorher.
Welche Frau gut ist? Äh... äh... da stockte die Konversation plötzlich, dann da hatte
er ins Hornissennest gestochen. Nie hatten Philosophen und Kernphysiker diese Frage lösen können.
Es gab darauf (fast) keine Antwort. Es sei denn ... aber es war unwahrscheinlich.
Ich schaute ihm tief in die Augen. Hmm, vielleicht hast du Glück und SIE ist da, aber es ist
unwahrscheinlich. "Sorry, Wer ist da?", fragte er.
Ich machte eine Handbewegung (komm mit), "Sie heist Antonia, Bulgarin und ist vermutlich eh nicht da,
aber wenn sie da ist, ist die Tür zu"
Er machte grosse Augen. Ach sooo .....
Wir gingen ins LH17, die Treppe hoch. Und siehe da, im zweiten Stock war doch das
Antonia-Schild angebracht, und es brannte Licht an der üblichen Tür.
"Ok", sagte ich, "du hast sowas von Glück, jetzt musst du einfach nur beharrlich hier
vor der Tür stehen bleiben (manchmal kurz ne Runde drehen, wenn Security dich fragt, was du hier
machst), und wenn das Schicksal dir gewogen ist, wenn die Sterne in der richtigen Kostellation sind, wird das dein Tag heute.
Er sah mir meine Begeisterung an und verstand, dass das hier die Lösung war. Sein erstes Mal würde phänomenal werden.
Er pflanzte sich vor der Tür hin und ich ging wieder raus, in der Gewissheit, wirklich gutes geleistet zu haben.
Eine halbe Stunde verging, ich spazierte wieder zurück um nach den rechten zu schauen. Er stand immer noch vor der Tür,
wacker durchhaltend. Ich machte das internationale "Daumen hoch" - Zeichen. "Irgendwann klappt es, du musst nur wollen"
Wieder ging ich spazieren, kam wieder zurück und er stand immer noch da, diesmal aber mit einer eher skeptischen Miene.
"Nicht verzagen, du machst das genau richtig, ja nicht aufgeben!" Er lächelte schwächlich und sagte:
"Da ist eine süsse ein Stock weiter unten, kennst du die?"
Wir gingen zusammen die Treppe runter und da war eine Junge Frau. Keine
Ahnung ob süss... für ihn vielleicht schon. "Nee, sorry, da kann ich dir nicht weiterhelfen.
Wie wärs wenn du wieder da oben vor der RICHTIGEN Tür stehst". Doch er lächelte schon ziemlich dämlich die neue Auserwählte an,
ging aber wie befohlen wieder hoch.
Ok, nochmal gut gegangen, dachte ich, fast hätte er es verbockt, aber wenn er Antonia sieht wird er verstehen, dass
alle Mühe nicht umsonst war.
Ich ging nochmal spazieren, diesmal kurz, weil ich ein bisschen Angst um ihn bekam. Angst dass er SCHWACH wird und
eine Riesendummheit macht.
Als ich zurückkam, war im ersten Stock die Tür von der "süssen" zu. Argh, nein! schlechtes Zeichen. Gehe einen Stock weiter hoch
und er steht nicht mehr da. Natürlich. Dafür macht es plötzlich BAM! und Antonias tür geht unter Fanfaren auf.
Antonia sieht aus wie eh und je. Die Beine sind endlos lang. Sie lacht, Tauben kommen aus ihrem Zimmer geflogen, die Sonne
geht auf (Nebel auf der Strasse plötzlich weg), und sie fragt tatsächlich: "Willst du rein?"
Was soll ich sagen, und vor allem, was soll ich da machen?
Bin einfach rein und erzählte ihr gleich die Story. Sie meinte, "Ja, aber ist doch gut, dann kannst du das jetzt geniessen"
Ich dachte, da ist etwas dran.
Wir zogen uns aus, und danach wird es schwammig. Ich erinnere mich nur wie eine unfassbar hübsche Frau auf mir reitet, ich die
makellose Haut bearbeite, vor mir ständig ein perfektes Gesicht....
Währenddessen stelle ich mir vor, wie er im Zimmer darunter leidet. Nach 5 minuten ist für ihn Schluss. Sie sagt: komm zu Ende!
Sorry, deine Zeit ist um. Tschüss!
Nach meinem Abschuss bekam ich ein bisschen Schuldgefühle, dass ich das alles bekam und der Franzose DAS. Ich sagte zu Antonia:
"Hey, vielleicht erwische ich ihn da draussen. Vielleicht kommt er nochmal zu dir"
Sie meinte nur: "Keine Chance, da draussen wartet schon ein Stammkunde"
Und tatsächlich, beim rausgehen stand schon einer vor der Tür (genauso, wie es der Franzose hätte machen sollen)
So ging der Tag zu Ende, der so scheisse angefangen hatte und so glorreich (für mich) beendet wurde. Draussen auf dem Bahnhof
sass er vermutlich schon in eine ICE, das Gesicht in den Händen vergraben, immer wiederholend "Warum hab ich das getan? Warum
habe ich nicht auf den Typen gehört...."
Fazit: wer nicht hören will, muss fühlen.
Wie das war?
Für mich unbezahlbar.
Für den Franzosen: Lehrgeld bezahlt.
Amen
(Nachtrag: war die Woche wieder bei Antonia und bin immer noch am verarbeiten, und äh.. für alle Fans: Montag, Dienstag ist sie nie da)
Im Dezember kurz vor Weihnachten spazierte ich mal wieder durch die Brunnenstrasse.
Es war neblig, so kalt dass gewisse Körperteile auf minimum geschrumpft waren
und alles sah wie ausgestorben aus. Eine Mülltüte flatterte an mir vorbei. Es lag nahe,
schnell irgendwo das warme zu suchen, aber in eins der Häuser in der Brunnenstrasse
wollte ich nicht gehen, wow, neee, das auf keinem Fall. Das ist doch mega tot hier, dachte ich.
Ich ging in Gadanken die letzten Jahre (Jahrzehnte?) durch, ob es je besser war hier,
"hmm eigentlich nicht, oder?"
Diese düsteren Gedanken vor mir herschiebend, wurde ich plötzlich von einem Typ angesprochen
ein junger Franzose, wie es sich herausstellte. Und wie es sich herausstellte, wollte er
wissen, "wie es hier so läuft"
Ich war schon dabei zu sagen, vergiss es, Junge geh nach Hause (immer die fliegende Mülltüte vorbeifliegend
im Blick, "renn so schnell du kannst"), doch etwas war an seinen Fragen und seinem Blick, dass mir verriet, dass er
er wirklich Bedarf hatte. Dass er SOWAS NOCH NIE GEMACHT HATTE.
"Wieviel muss ich zahlen?"
"Zahle ich vorher oder nachher"
"Wie spreche ich eine Frau an? Muss ich einen Termin machen?"
"Welche Frau ist gut?"
"Wo ist hier ein Geldautomat?"
etc...
und alles auf Englisch
Auweia, dachte ich. Auweia.
Irgendein väterlicher Instinkt und die prinzipielle Liebe zur Menschheit wurde wohl in mir wach
und ich beschloss, dem armen Tropf bei seinen ersten Gehversuchen mal etwas zu helfen.
Wir fingen als erstes mit dem Geldautomaten an. Ich führte ihn zielsicher dahin, und wir
hoben beide ab ,ich 100, er 50. (Ich erklärte ihm, was die Preise hier sind, dass man
lieber mal mindestens 80 mitnehmen sollte, aber schon hier war er bockig und machte das erste falsch)
Na gut, egal, junger Padavan aller anfang ist schwer, weiter im Text.
Du kannst die Frauen einfach an der Tür ansprechen. OK? Zahlen musst schon vorher.
Welche Frau gut ist? Äh... äh... da stockte die Konversation plötzlich, dann da hatte
er ins Hornissennest gestochen. Nie hatten Philosophen und Kernphysiker diese Frage lösen können.
Es gab darauf (fast) keine Antwort. Es sei denn ... aber es war unwahrscheinlich.
Ich schaute ihm tief in die Augen. Hmm, vielleicht hast du Glück und SIE ist da, aber es ist
unwahrscheinlich. "Sorry, Wer ist da?", fragte er.
Ich machte eine Handbewegung (komm mit), "Sie heist Antonia, Bulgarin und ist vermutlich eh nicht da,
aber wenn sie da ist, ist die Tür zu"
Er machte grosse Augen. Ach sooo .....
Wir gingen ins LH17, die Treppe hoch. Und siehe da, im zweiten Stock war doch das
Antonia-Schild angebracht, und es brannte Licht an der üblichen Tür.
"Ok", sagte ich, "du hast sowas von Glück, jetzt musst du einfach nur beharrlich hier
vor der Tür stehen bleiben (manchmal kurz ne Runde drehen, wenn Security dich fragt, was du hier
machst), und wenn das Schicksal dir gewogen ist, wenn die Sterne in der richtigen Kostellation sind, wird das dein Tag heute.
Er sah mir meine Begeisterung an und verstand, dass das hier die Lösung war. Sein erstes Mal würde phänomenal werden.
Er pflanzte sich vor der Tür hin und ich ging wieder raus, in der Gewissheit, wirklich gutes geleistet zu haben.
Eine halbe Stunde verging, ich spazierte wieder zurück um nach den rechten zu schauen. Er stand immer noch vor der Tür,
wacker durchhaltend. Ich machte das internationale "Daumen hoch" - Zeichen. "Irgendwann klappt es, du musst nur wollen"
Wieder ging ich spazieren, kam wieder zurück und er stand immer noch da, diesmal aber mit einer eher skeptischen Miene.
"Nicht verzagen, du machst das genau richtig, ja nicht aufgeben!" Er lächelte schwächlich und sagte:
"Da ist eine süsse ein Stock weiter unten, kennst du die?"
Wir gingen zusammen die Treppe runter und da war eine Junge Frau. Keine
Ahnung ob süss... für ihn vielleicht schon. "Nee, sorry, da kann ich dir nicht weiterhelfen.
Wie wärs wenn du wieder da oben vor der RICHTIGEN Tür stehst". Doch er lächelte schon ziemlich dämlich die neue Auserwählte an,
ging aber wie befohlen wieder hoch.
Ok, nochmal gut gegangen, dachte ich, fast hätte er es verbockt, aber wenn er Antonia sieht wird er verstehen, dass
alle Mühe nicht umsonst war.
Ich ging nochmal spazieren, diesmal kurz, weil ich ein bisschen Angst um ihn bekam. Angst dass er SCHWACH wird und
eine Riesendummheit macht.
Als ich zurückkam, war im ersten Stock die Tür von der "süssen" zu. Argh, nein! schlechtes Zeichen. Gehe einen Stock weiter hoch
und er steht nicht mehr da. Natürlich. Dafür macht es plötzlich BAM! und Antonias tür geht unter Fanfaren auf.
Antonia sieht aus wie eh und je. Die Beine sind endlos lang. Sie lacht, Tauben kommen aus ihrem Zimmer geflogen, die Sonne
geht auf (Nebel auf der Strasse plötzlich weg), und sie fragt tatsächlich: "Willst du rein?"
Was soll ich sagen, und vor allem, was soll ich da machen?
Bin einfach rein und erzählte ihr gleich die Story. Sie meinte, "Ja, aber ist doch gut, dann kannst du das jetzt geniessen"
Ich dachte, da ist etwas dran.
Wir zogen uns aus, und danach wird es schwammig. Ich erinnere mich nur wie eine unfassbar hübsche Frau auf mir reitet, ich die
makellose Haut bearbeite, vor mir ständig ein perfektes Gesicht....
Währenddessen stelle ich mir vor, wie er im Zimmer darunter leidet. Nach 5 minuten ist für ihn Schluss. Sie sagt: komm zu Ende!
Sorry, deine Zeit ist um. Tschüss!
Nach meinem Abschuss bekam ich ein bisschen Schuldgefühle, dass ich das alles bekam und der Franzose DAS. Ich sagte zu Antonia:
"Hey, vielleicht erwische ich ihn da draussen. Vielleicht kommt er nochmal zu dir"
Sie meinte nur: "Keine Chance, da draussen wartet schon ein Stammkunde"
Und tatsächlich, beim rausgehen stand schon einer vor der Tür (genauso, wie es der Franzose hätte machen sollen)
So ging der Tag zu Ende, der so scheisse angefangen hatte und so glorreich (für mich) beendet wurde. Draussen auf dem Bahnhof
sass er vermutlich schon in eine ICE, das Gesicht in den Händen vergraben, immer wiederholend "Warum hab ich das getan? Warum
habe ich nicht auf den Typen gehört...."
Fazit: wer nicht hören will, muss fühlen.
Wie das war?
Für mich unbezahlbar.
Für den Franzosen: Lehrgeld bezahlt.
Amen
(Nachtrag: war die Woche wieder bei Antonia und bin immer noch am verarbeiten, und äh.. für alle Fans: Montag, Dienstag ist sie nie da)