(19.05.2020, 17:44)Giessener schrieb: Wie sagen Sie so schön, die Corona Infektionskette ist im Puff nicht mehr nachvollziehbar . Punkt.
Wie bitteschön soll man jetzt noch dagegen argumentieren ?!?
Da fällt mir einiges ein. Ich tu mal so, als müsste ich mich in einer Debatte beteiligen. Diese Argumente würde ich vorlegen:
Die Pandemie ist irgendwann auch mal vorbei. Auch bei Großveranstaltungen, Discos und Messen würde das Problem mit den Infektionsketten bestehen. Konsequenterweise müsste man diese dann auch verbieten. Und wenn die Grundrechte das Papier wert sein sollen, auf dem sie stehen, dann sind das Grundrecht auf freie Berufswahl, Bewegungsfreiheit und das Recht auf informationelle Selbstbestimmung gute Gründe. Wenn man sich bei jedem Grundrecht nur noch auf das "Aber", das Einschränkungen erlaubt, berufen will, kann man sie gleich abschaffen, bzw. als non-existent sehen.
Außerdem kann man das ProtSchG selbst als Argument nutzen. Dieses Gesetz wurde entwickelt, um Prostitution kontrollierbar, als Steuereinnahmen-Standbein und auch menschenwürdiger zu gestalten. Man kann auf die Erfolge in die Richtung hinweisen und außerdem zeigen, dass ebenjene Erfolge bei einem Verbot verloren gehen würden. Alles, wofür man damals einstand, wäre umsonst: Unkontrollierte Bedingungen, wegfallende Steuereinnahmen, ansteigende Kriminalität, etc.
Vergesst auch nicht, dass das nur EIN Artikel ist. Noch wurde kein Stein ins Rollen gebracht, nur eine Meinung geäußert. Jegliche andere Artikel gehen entweder in Richtung Hygienekonzepte, Forderungen nach Öffnung oder halt Hinweise auf die Existenznot der Frauen.
Ich möchte auch diesen Thread nutzen, um das im Nachbarthread verlinkte Hygienekonzept zu kommentieren: Aus meiner Sicht ist es zwar völlig realitätsfremd, anzunehmen, dass Prostitution ohne Oralverkehr, bzw. 1:1 nach diesen Regeln funktioniert, aber immerhin ist das ein argumentatives Gewicht, um ein Verbot abzuwenden. Und außerdem: Was wissen die Schreibtischtäter und sogenannten Intellektuellen, die das abstimmen, schon von der Praxis? Was dann bei so einer Bestimmung im Zimmer passiert, kann ja immer noch im Zimmer bleiben.
Und sollte die Pandemie eines Tages für beendet erklärt werden, könnte man nahtlos in den Normalbetrieb übergehen statt erst dann über eine Öffnung debattieren zu müssen. Auch hier wäre die Ausgangslage unterschiedlich: Ein bereits geöffneter, hygienisch geführter Puff wird wahrscheinlich nicht verboten. Ein bereits über die ganze Zeit geschlossener Puff wäre dagegen wieder Wasser in den Mühlen der Verbots-Befürworter. Die würden dann halt drauf hinweisen, dass es die ganze Zeit auch ohne Prostitution ging.